Alim Pasht-Han Transmutation
Transmutation!? Ein Begriff, der naturwissenschaftlich Unbeflissene erst einmal stocken lässt und Kenntnisreichere im Kontext einer Kunstausstellung sicherlich mit ebenso vielen Fragen konfrontiert. Alim Pasht-Han erwählte diesen Terminus technicus jedoch bewusst zum Titel seiner ersten Ausstellung in unserem Hause, in der sein gattungsübergreifendes Schaffen beispielhaft in Form von Zeichnungen, Lithographien, Porzellan-Objekten und Videoinstallationen Repräsentation findet.
Der 1972 in Naltschik, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Kabardino-Balkarien, geborene Pasht-Han beginnt bereits in frühen Jahren zu zeichnen und erhält von seinem der Kunst nahestehendem Elternhaus versierte Förderung. Ab 1989 studiert Pasht-Han Malerei und Graphik an der Staatlichen Kunsthochschule in Krasnojarsk, an der auch sein Vater, German Pashtov als Professor lehrt. Im Anschluss an sein Studium und Lehrtätigkeit im Bereich der Lithographie an selbiger Hochschule, ermöglicht ihm 1995 ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes die Fortführung seines Schaffens in Halle an der Saale.
Hier gelingt ihm die Erweiterung seines künstlerischen Repertoires im Bereich der Medienkunst und Bildhauerei mittels Aufbaustudien an der Burg Giebichenstein, wodurch der Grundstein für sein zukünftiges inter- und multimediales Oeuvre gelegt ist. Zahlreiche Ausstellungen in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Südkorea, Finnland, in den USA und Russland folgen, seine Arbeiten und Schaffen werden prämiert.
So erhält er beispielsweise 2011 in Südkorea einen Preis in Silber der World Ceramic Biennale. Bereits seit 2004 arbeitet Pasht-Han mit bzw. in Porzellan, schafft klein- und großformatige, oft vielteilige Installationen unter Verwendung unterschiedlichster Materialien, immer wiederkehrend jedoch mit dem weißen Gold.
Über die Teilnahme am 5. Porzellanworkshop Kahla Kreativ im Jahre 2010 kommt er erstmals mit der Stiftung Leuchtenburg in Kontakt, die seine Installation Transplantation ankauft. Im folgenden Jahr bietet ihm die Stiftung die künstlerische Gestaltung und Umsetzung des Projektes "größte Vase der Welt" an, woraus in vierjähriger Arbeit die acht Meter hohe und aus 360 einzelnen, handbemalten Porzellanmodulen bestehende Vase ARURA hervorging, welche seitdem als zentrales Ausstellungsstück der Porzellanwelten Leuchtenburg installiert ist und eindrücklich die unerwarteten Möglichkeiten und zu erreichenden Dimensionen des vermeintlich zarten und zerbrechlichen Werkstoffes demonstriert. Einzelne Module, die im Rahmen des Projektes entstanden, werden auch in der nun kommenden Ausstellung vertreten sein.
Thematisch zeigen die gefäßartigen hexagonalen Module, deren innere Wandungen in Kobalt in Aufglasur von Alim Pasht-Han bemalt und von Goldmalern der Reichenbacher Manufaktur mit Glanzgold nach des Künstlers Vorstellung gefasst sind, in ihrem Verlauf von der Basis zur Spitze, die Evolutionsstufen der Natur. Auf 360 wabenförmigen Modulen, in zwölf spiralförmig angeordneten Bändern zeichnet Pasht-Han in sieben Entwicklungsstufen die Komplexität alles Natürlichen nach, von der einfachsten molekularen Struktur, über Kristalle, gefolgt von Einzellern, Pflanzen, Insekten bis hin zu Tieren und an der Spitze der Mensch sowie kosmische Gebilde, seien es Sternenbilder oder ein schwarzes Loch. Allesamt werden in Kobalt auf dem weißen Scherben gemalt.
Das Werk, geschaffen aus rein natürlichen Stoffen, versucht eben alles Natürliche in einen Gesamtkontext zu bringen und darzustellen, dass das eine aus dem anderen hervorgeht, miteinander verdrillt ist, wie die Helixstruktur der Vase selbst, und dass all dies ein ständiges Entstehen und Vergehen ist, ein Weiterentwickeln und Verwerfen und somit eine stete Transmutation...
Die Ausstellung wird am 29.06.2023, um 19 Uhr von Prof. Rainer Schade eröffnet.
Am Samstag, dem 1. Juli 2023, um 15 Uhr findet ein Künstlergespräch mit der Berliner Kuratorin Isolde Nagel statt.
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