Siegfried Ratzlaff Retrospektive

Laufzeit

17.02.2024
bis 07.04.2024

Künstler:innen

Anlässlich des 90. Geburtstages des bedeutenden Leipziger Malers Siegfried Ratzlaff präsentieren wir Ihnen vom 17. Februar bis zum 07. April 2024 im Galerie Hotel Leipziger Hof eine retrospektive Schau seiner Werke.

Neben einer umfassenden Reihe seiner bewegenden Landschafts- und Portraitmalerei aus den letzten vier Jahrzehnten werden zahlreiche Grafiken ausgestellt, die sowohl die persönliche und künstlerische Entwicklung Ratzlaffs als auch die gesellschaftlichen Veränderungen der zweiten Jahrhunderthälfte widerspiegeln.

Siegfried Ratzlaff begann seine Kunstkarriere während seiner Schulzeit in Arnstadt in Thüringen, in der er Zeichnungen an lokale Bauern verkaufte. 1953 nahm er ein Studium in Kunsterziehung u.a. bei Prof. Elisabeth Voigt und Prof. Hans Schulze in Leipzig auf, und danach arbeitete er als Kunsterzieher in Eisleben. 1961 entschied er sich, sich weiter ausbilden zu lassen durch ein Diplomstudium an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste in Graphik bei Lea Grundig. Mit seiner Diplomarbeit, “Kinder unseres Hauses”, ließ er sich durch seine Erfahrungen als Lehrer und als junger Vater inspirieren. Seine Decelithstiche Kinderkarussell I und II aus dem Jahr 1963 stellen eine weitere Beschäftigung mit dem Thema dar.

Diese von ihm entwickelte Technik, deren Name von der Marke des verwendeten PVC-Kunststoffes stammt, fungiert als Beispiel der Innovationskraft des Künstlers. Ratzlaff experimentierte erst mit dem Medium wegen eines Mangels an Hirnholz, es wurde aber schnell zu einer von ihm bevorzugten Technik, die feine, aber entscheidende Linien ermöglicht. Seine Herrschaft des Mediums ist in introspektiven, lyrischen Bildern wie Blick in den morgendlichen Flügelaltar (1986) sowie in stilisierten, durch starke Strichen und scharfe Winkel geprägten Drücken wie Paar am Fenster (1973) und Tischgespräch (1970er) zu sehen.

Ratzlaff druckt seinen originalen Stil nicht nur durch sein technisches Können aus, sondern auch durch die Inhalte seiner Werke, die auf einem Mittelpunkt zwischen dem persönlichen Inneren und dem gesellschaftlichen Äußeren stehen. Diese Bilanz ist besonders offensichtlich in seinen Gemälden, die zum großen Teil in den 1990er und 2000er entstanden, nachdem er nach 25 Jahren als Professor für Malerei und Graphik in den Ruhestand trat. In Bildern wie Regen (1995) bietet Ratzlaff einen Blick in die innerlichen Leben der namenlosen Dargestellten an, die trotz des sich wiederholenden Motivs des Regenschirms und der begrenzten Farbauswahl jeweils den Zuschauern eine individuelle Botschaft zu übermitteln scheinen. Ratzlaff schuf alle seine Bilder mit Zärtlichkeit, und seine sorgfältige Aufmerksamkeit für seine Umgebung und seine eigenen inneren Gefühle macht sich in jedem klar.

Die Eröffnung findet am 17. Februar 2024 um 17 Uhr im Galerie Hotel Leipziger Hof statt. Es spricht die Kunstpädagogin Christiane Reitinger.