Soojie Kang & Martin Voigt Ferne Gefilde
Sehr geehrte Damen und Herren, werte Freundinnen und Freunde der Galerie,
am Freitag, den 10. November, eröffnen wir um 19 Uhr die Doppelausstellung FERNE GEFILDE mit Soojie Kang & Martin Voigt. Die Schau ist in zweierlei Hinsicht als Doppelausstellung angelegt, da wir Ihnen die neuesten Werke der beiden jungen Künstler nicht nur in unseren Räumlichkeiten am Dittrichring präsentieren, sondern auch in dem kürzlich hinzugewonnen HVB Kunstraum Leipzig, welcher sich im Hypovereinsbank-Gebäude (Ratsfreischulstrasse 5) befindet und über die Markgrafenstrasse zugänglich ist. Der Kunstraum ist regulär für Sie jeden Dienstag und Donnerstag von 13 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.
"Pantha rhei" - alles fließt, mag einem in den Sinn kommen, wenn der Blick über die jüngsten Arbeiten Soojie Kangs schweift. Ebenfalls ganz im Sinne Heraklits gilt dies auch für ihre künstlerische Fortentwicklung. Seit ihrem Meisterschülerabschluss bei Prof. Jörg Ernert an der HGB im vergangenen Jahr entstehen mit der neuen Werkreihe "SUM" (koreanisch für "Insel") völlig neuartige Darstellungen von fließenden Gewässern, die wolkenähnliche, geologische Formationen umspülen, wie man sie vergebens auf unserer Erde sucht, diese am ehesten noch am Grund heißer Schwefelquellen zu erwägen vermag. Während Kangs frühere Werke an Impressionisten a la Monet oder Hagemeister denken ließen, wähnt man sich nun an japanische Holzschnitte eines Hokusais erinnert zu fühlen, jedoch in einer Plastizität und Räumlichkeit wie der Illustrator es nicht vermochte. Um diesen Eindruck zu mehren, verwendet Kang für ihre ausschnitthaften, oft quadratischen Einblicke in vermeintlich unbekannte, ferne Welten kleinformatige Holztafeln mit angerauten Oberflächen und grobkörnige Aquarellpapiere. Durch ihren behutsam-zurückhaltenden, hauchdünnen Farbauftrag scheinen diese zu flimmern zu beginnen, sei es in Öl, Acryl, mit Buntstiften oder Ölkreiden, ähnlich Silbergelantine-Abzügen frühester Fotografien, wie sie der Fotopionier Alfred Stieglitz einst schuf.
Auch Martin Voigt wendet sich seit etwa einem Jahr vermehrt dem Kleinformat zu, entdeckte auch für sich Ölkreiden und eine aufgehellte, fast leuchtende Farbigkeit, die zur Arboretum-Serie führte, den sogenannten "Baumportraits". Spielerisch scheinen sich verschlungene Bäume in Sumpfgebieten zum Paarungstanz ebenso zu wiegen wie die Wellenformationen seiner Künstlergenossin. Neben diesen illustrativeren Experimenten erweitert Voigt jedoch gleichsam und kontinuierlich sein Oeuvre der "Urlandschaften", mal in Form filigranster Zeichnungen in Blei und Kohle, zumeist jedoch in freieren Weiterführungen seiner altmeisterlich anmutenden Ölmalereien auf Holz. Währenddessen die Figur in den Werken Soojie Kangs vorerst vergessen bleibt, taucht diese in unerwarteter Form bei Voigt wieder auf, sei es der Albino-Hirsch, der sich unverblümt im Walde zu erleichtern vermag oder zwei Dachse auf goldenem Grund, die entsprechend des Werktitels "Schnüffler" in Ying-und-Yang-Pose einander auf Kompatibilität prüfen.
Ebenfalls wie Ying und Yang scheinen die Oeuvres Martin Voigts und Soojie Kangs zwar gegensätzlich in ihrer phänotypischen Erscheinung und Bildsprache, betrachtet man jedoch die Art ihrer Naturauffassung und das grundlegende Kunstverständnis beider, so kann eine enge geistige Verwandtschaft nur schwerlich geleugnet werden. Das undurchdringliche Dickicht des Waldes wird durch die gleiche geistige Tiefe beseelt, die auch das tänzerische Wellenspiel des Ozeans belebt.
Zur Ausstellungseröffnung am 10. November, um 19 Uhr, laden wir Sie und Ihre Begleitung herzlichst ein.
Von lichtem Rosa und dunklen Schatten
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